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 San Pedro de Atacama - 25.-30.10.2007

Auf dem Weiterweg ueber die Grenze im Nirgendwo nach Chile erreichten wir das aufgrund touristischer Nachfrage ueberlebende Wuestenkaff. Teuer wie Sylt, ausser unserem zugegeben aber auch ziemlich abgewrackten, dafuer umso sympathischeren Campingplatz. Selbst in den groesseren Geschaeften waren Getraenke kaum bezahlbar, nur der Tetrapak-Wein war recht guenstig. Wir wollten da nur schnell wieder weg. Doch das war nicht so einfach. Eine Busfahrt ins argentinische Salta sollte unglaubliche 24.000 Pesos kosten - das sind etwa 35 €, was unseren Tagessatz bei weitem uebersteigt. Eine vergleichbare 10 stuendige Busfahrt kostet im restlichen Suedamerika nichtmal ein Viertel. Die Suche nach Alternativen fuehrte uns nach Calama, einem groesseren Ort - auch in der Atacama, was uns unverhoffte Eindruecke dieser Wueste verschaffte. Mietwagen nach Argentinien rueberzufahren, ist mit ungeahnten Problemen verbunden. Die papiergeilen Megabuerokraten koennen nicht ohne wenigstens 100 Stempel am Tag auf irgenwelche unnetzen Formulare gesetzt zu haben. Man braucht eine Woche Vorlauf, ehe man die Papiere hat. Und wer weiss, was dann an der Grenze passiert... Und da die billigste (!!!) Option mit dem Bus ueber Uyuni, Bolivien uns zu langwierig war (auf 3 Tage ununterbrochen oder Wartezeiten im Nichts standen wir nicht so), sind wir erst mal zurueck nach San Pedro de Atacama, um die Zeit fuer die 24.000 Peso Busfahrt nach Salta zu ueberbruecken.

Dort haben wir uns Fahrraeder geliehen und sind in die Wueste geradelt. Extra richtig frueh aufgestanden, um der Hitze zu entgehen, radelten wir in eine faszinierende, schrecklich und bedrueckend schoene Landschaft. Die trockenste Wueste der Welt, nun mit Lichtschutzfaktor 35 hautnah. Stille im Valle de La Luna! Kein Vogel piepte, keine Fliege summte, kein Wind wehte, nichts! Dafuer standen wir auf grossen Sandduenen und betrachteten die Welt, wie sie aussieht, wenn alles Wasser weg ist. Es wurde heiss, also weiter, die Runde fortsetzen. Waehrend wir unglaeubig an Minenfeldern vorbeifuhren (haben die Angst, Bolivien wuerde einmarschieren und sich den Meereszugang zurueckholen?), stellten wir fest, dass man Entfernungen aehnlich wie auf dem Wasser in der flimmernden Wueste deutlich unterschaetzt. Aus "da vorne ist ja die Hauptstrasse, da brauchen wir dann ja nur noch den Huegel hoch" wurde eine ziemlich lange Quaelerei einen 6 Kilometer-Anstieg empor, ehe wir den Fahrtwind geniessend noch gerade vor Einsetzen alles laehemnder Mittagshitze nach San Pedro runterschossen.

Grenzueberschreitungsrituale

1. Ausreisestempel in Chile - alle raus aus dem Bus, warten bis der Herr Grenzposten seine Zeitung gelesen und sein Broetchen aufgegessen hat, einer nach dem anderen Pass und Statistikkarte abgestempelt bekommt, wieder einsteigen. Dauer ca. 45 Minuten. Fuer nada!

2. Nach 2 stuediger Fahrt durch tolle Landschaft aehnlich, weil auch gleich nebenan, der farbenpraechtigen Lagunen-, Salzsee- und Bergwelt Boliviens Suedwestens, steht die Einreise nach Argentinien an. Alle raus aus dem Bus, eine selbst vorausgefuellte Statistikkarte (die darf man nicht verlieren) und Pass vorlegen, wenn man denn endlich ruede an den Tisch gerufen wird. Hoffen, dass man keinem immer noch fluechtigen Kriegsverbrecher aehnlich sieht und der Herr seine Stempel aufknallt. Dann gehts aber erst richtig los. Gepaeckkontrolle durch unfassbar arrogante Traeger der schwarzen Sonnebrille! Sie bedienen sich nur noch Handbewegungen, mit denen sie die Menge kontrollieren. Machen die Taschen auf, Glotzen rein, gucken sich interessiert einige Stuecke an (unseren BW-Kompass fand der Kerl offenbar toll), Tasche wieder zu - wegweisende Handbewegung. Bei ALLEN! Obwohl klar ist, dass sie so niemals das finden werden, was sie suchen - wenn sie denn ueberhaupt wissen, was sie suchen. Aber wehe, man murrt ueber so viel Schwachsinn, dann werden sie beweisen, dass sie die Anleitungen zur effektiven Grenzkontrolle zur Einreise in die Deutsche Demokratische Rebublik gruendlich und bis zu Ende gelesen haben. Dauer der Prozedur: 1,5 Stunden!

Argentiniens Nordwesten 30.10.-15.11.2007

Salta - eine nette Stadt! Die Plaza strahlt in weiss und pink, es gibt wieder Privatautos, die nicht gleichzeitig Taxen sind, es gibt nun Geschaefte und nicht bloss Markt- und Strassenstaende, Filterkaffee und heisses Wasser aus der Dusche sind selbstverstaendlich. Europa hat uns wieder - fast! Denn die Preise sind etwa dieselben wie die in Peru. Ein Baguette am Kiosk kostet 35 Cent. Ein Liter Bier im Restaurant 1,50 € Ein Liter Benzin 55 Cent. Also haben wir uns ein Auto gemietet Losgefahren sind wir, nachdem der Autoverleiher mit seinem Kumpel vom Schluesseldienst den abgebrochenen Zuendschluessel endlich wieder aus dem Zuendschloss geprokelt und einen Ersatz gebastelt hat.

Es ging seitdem durch Kakteenwaelder bis Cachi, die staubige Schotterpiste Ruta 40 (eine legendaere Bundesstrasse) nach Sueden, vorbei an spektakulaeren Felsformationen in allen Farben (hauptsaechlich knallrot) und Varationen und Mustern von schraegen Linien ueber wildes Mosaik zu Felstuermen und Tafelbergen im Grand Canyon-Stil rund um Cafayate, einer Weingegend. Der Wein hier entsprechend billig und dazu noch lecker. Bedenkenlos kann man sich hier den billigsten Flaschenwein kaufen. Fuer 60 Cent bekommt man schon 0,7 Liter echt leckerer Tropfen. Cafayate ist auch die Stadt, in der wir argentiniens Fleischkultur erstmals live erlebten. Beim "Asador el Gallino", einem simplen Strassenlokal in einer Hofeinfahrt, wurde der 2 qm Riesengrill angeschmissen und los ging das Festessen. Noch immer koennen wir kaum glauben, dass wir ein Monstersteak (ca. 20x10x2 cm), drei Chorizo-Wuerstchen, eine Blutwurst, einen Eimer Kartoffeln und eine Schuesel Salat, einen Viertel Liter Rotwein und einen Liter Bier fuer umgerechnet 7,-- € vertilgt haben.

Hinter Cafayate gings in waldreiche Regionen der Ostanden. Erst gemaessigte Zonen bei Tafi de Valle. Urwaelder, teilweise unberuehrt und fuer unseren Fiat Palio leider nur bedingt erreichbar. Wir muteten dem Wagen schon eine Menge zu, aber die Piste zum Nationalpark Los Pailos ging dann echt nicht mehr. Wir mussten leider umkehren und die fast genauso schlechte Piste Richtung La Balderia hoch. In der dem Nationalpark ahnlichen Landschaft lasen wir einen Paraglider kurz nach seiner Landung auf und kamen zu einem der schoensten Campingplaetze, die wir je gesehen haben. Ein grosses Areal, dass sich nahtlos in die Umgebung - also in die subtropischen Waelder - einfuegt. Leider waren wir ganz allein da. Die Paraglider-Gruppe, bei der wir unseren Mitfahrer absetzten, fuhr Richtung Conception zurueck. Ueberhaupt sind die Campingplaetze in Argentinien die schoensten und guenstigsten Uebernachtungsmoeglichkeiten. Stets schoen gelegen, grosszuegig angelegt, alle - wie koennte es anders sein - mit reichlich Grillstellen ausgestattet und sehr guenstig, teilweise sogar zum Nulltarif. Bei denen sollte man dann aber gar nicht erst in die sogenannten Sanitaeranlagen reinschauen. 

Wir fuhren, nachdem wir hinter einem Pass die Waelder verlassen hatten, stundenlang wieder durch sehr trockene Gebiete. Halbwuesten Marke Zentralaustralien, Salzseen inklusive! Zum Teil fuhren wir vorbei an ueberraschend aermlichen Bretterbuden, die in keinerlei Unterschied zu den bolivianischen oder peruanischen Behausungen des Hinterlandes stehen. Dazu in sehr trostloser Umgebung des Wuestenflachlandes oder am Rande der hier nahezu vegetationslosen, felsigen Anden-Ostauslaeufer. Und nur wenige Kilometer weiter Oasen, in denen zwischen grossen Bauemen lebendige Staedte mit fast europaeischem Standard liegen.

Die Benzinleitung ist uns zwischendurch aufgerissen. Gott sei Dank ist das in einem Ort passiert und nicht irgendwo auf einer der vielen Wuestenpisten, ueber die wir den Fiat gejagt haben. Zwischen Entdecken der Ursache auslaufenden Benzins und Reparatur sogar waehrend der doch ziemlich gefuerchteten, weil endlosen Mittagssiesta (13 - mind. 17 Uhr) verging nur eine halbe Stunde. Nicht immer waren die Strassen asphaltiert, die schoenen, schroffen Felsformationen in erstaunlich vielen Farben waren teilweise nur ueber ziemlich ruppige Pisten zu erreichen, die aber gleichzeitig dann auch die Hauptverbindungswege waren. Irgendwo hinter einem Nationalpark (wieder Felserhebungen in der Wueste mit Dino-Spuren und Felsmalereien) fiel uns auf einem der meist schoen gelegenen und guenstigen Zeltplaetze erneut Benzingeruch auf. Der Tank hatte wohl einen Stein abbekommen, aber das Loch darin reichte nicht aus, dass wir wirklich Benzin verloren. Lediglich einige Tropfen hingen am Tank und stanken die Umgebung voll.

Im krassen Gegensatz steht Mendoza. Eine lebendige Stadt, nicht mehr so heiss, tolle Kneipen und ein riesiger Park, in dem wir uns anstecken liessen und mit den Mendocinos joggten (jaja!), machen sie zur fuer uns schoensten Stadt Argentiniens. Dazu die Umgebung, die neben den gigantischen Weinanbaugebieten durch den hoechsten Berg Amerikas - den Aconcagua dominiert wird. Leider schlug hier wieder die Regelungswut der argentinischen Buerokratie zu. Kein Zugang ohne Sondererlaubnis oder Guide vor dem 15.11.! Sturm und eine Wolkenwand liessen uns ueber das entgangene Trekking-Glueck nicht lange trauern. In den Nationalpark sind wir aber doch heimlich an anderer Stelle einmarschiert.

Autofahren in Argentinien ist uebrigens eine ganz spannende Sache. Es gibt Regeln, aber die befolgt kaum jemand, besonders, was die z.T. aber auch wirklich uebertriebenen Geschwindigkleitsbeschraenkungen angeht. In den Staedten sieht das etwas aus. Ein undurchsichtiges aber kosequentes Einbahnstrassen-"System" machen das Fahren dort zur Hoelle. Wenn dann auch noch Linksabbiegen verboten wird, dreht man zahlreiche daemliche Runden, um zum 100 Meter entfernten Ziel zu kommen. Vielleicht moechten Sraedte wie Mendoza durch Staus etwas grossstaedtischer Wirken. Es gibt auch Ampeln, an denen viele aber schon losfahren, wenn die aus der anderen Richtung auf gelb umspringt. Bei manchen Ampeln wird auch noch per Schild erklaert, was gruener und roter Pfeil bedeuten! Witzigerweise fehlen Ampeln oft an den groesseren Kreuzungen. Dort zittert sich der Regel gewohnte Deutsche dann durch, waehrend der Argentinier einfach durchbraust. Sonst gilt Rechts vor Links - glaubten wir. Es ist aber eher die Entfernung zur Kreuzung und das Tempo des Fahrzeugs, das den Ausschlag gibt, welches Auto fahren darf. Vorsicht ist ausserdem vor unangekuendigten tiefen Bodensenken oder hohen Schwellern geboten. Mangels Verkehr ist das Fahren auf Landstrassen sehr entspannend. Manchmal wird man durch seltsame Abbiegeschilder oder undurchsichtige Wegweiser irritiert. Vielleicht, um auf zum Teil endlos geraden Strecken den Fahrer wach zu halten. Dafuer sorgt ausserdem die Polizei! Und das richtig. Sie ist das gefaehrlichste Hindernis auf argentinischen Strassen, was uns unser Verleiher bestaetigte. Es gibt zahlreiche Kontrollen an den Grenzen zu anderen Departementos oder einfach nur so. Oder man wird unvermittelt auf mitgefuehrte Zitrusfruechte kontrolliert, was uns einmal einen enormen Vitaminschub einbrachte. Wurden wir mal nicht durchgewunken, waren unsere Papiere stets in Ordnung. Nur die lezte Kontrolle am Tag, an dem wir das Auto abgeben mussten, brachte Probleme. Angeblich stimmte irgendwas mit einer gruenen Karte nicht. Andreas wurde in das mitten in der Wueste stehende Buerohaeuschen zitiert. Der Versuch, ihm zu erklaeren, was genau nicht stimmte und dass Strafe zu zahlen sei, fuehrte nach einer Weile zu der Frage des Polizisten, wie wir denn vielleicht anders aus dieser Sache rauskommen koennten... Andreas wollte eine Quittung von der "Anzahlung" von 200 Pesos, Beate machte Fotos. Da ging ihnen wohl der Stift. Andreas wurde wieder ins Buero zitiert, bekam nun eine Bescheinigung eines Vergehens, das ein Tribunal in San Juan zu beurteilen haette (Fahren mit ungueltiger gruenen Karte ud nun ploetzlich entgegen der Lichtvorschriften!!!) und die 200 Pesos zurueck! Gemeinsam mit unserem Autovermieter klapperten wir verschiedene Polizeistellen in San Juan ab, schliesslich wollten wir das aus der Welt haben und nicht einfach weiterfahren, stand doch auf diesem Wisch Andreas Passnummer drauf. Um 17 Uhr traten wir vor das Tribunal de Faltas. Naja, so schlimm wie es sich anhoert, war es nicht. Eine Frau hoerte sich die Geschichte an, sah sich den Zettel an, lachte kurz ueber unsere Sorgen und meinte, so weit waere Argentinien noch lange nicht und wuenschte uns noch eine gute Reise.

(weiter gehts unter dem Abschnitt Patagonien)

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