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Patagonien

Patagonien 16.11.2007 bis 27.12.2007

San Martin de los Andes war die erste Station in diesem grenzuebergreifenden Land. Und sogleich wurden wir mit spektakulaeren Aussichten nur so ueberschuettet. Grosse Seen, schneebedeckte Berge, fruehlingsgruene Waelder, zum Teil undurchdringlich und voellig unberuehrt. Und wenn es doch mal Wege gab, wollten uns die Nationalparkwaechter nicht reinlassen. Die Wege waeren noch nicht freigeschlagen, die Saison haette noch nicht begonnen und andere fadenscheinige Begruendungen konnten uns aber nicht daran hindern, es trotzdem zu probieren. Morgens um 6 Uhr schlichen wir uns z. B. an den Waechtern vorbei ins Paradies des Lago Lolog. Zwar dauerte es eine Stunde, bis wir den rechten und freigeschlagenen Weg fanden, der jedoch fuehrte geradewegs in den Traum eines jeden Naturromantikers. Zelten am See in absoluter Einsamkeit, Lagerfeuerabend, die naechste Siedlung oder Strasse meilenweit entfernt. Nur ein paar Fliegenfischer zogen in ihren Booten gelegentlich vorbei.

 So ging es munter weiter. Auch wenn Bariloche etwas von klassischen alpinen Skiorten mit entsprechendem Rummel mitbekommen hat, genossen wir zwischendurch das europaeische Angebot an Geschaeften und Kneipen. Hinter Bariloche war es auch schnell wieder vorbei mit Vergleichen zu Europa. Ob am riesigen See Nahuel Huapi oder in den nahegelegenen Bergen mit zahlreichen anderen Seen – Menschenauflaeufe wie in Tirol blieben aus. Dass wir natuerlich staendig mehrtaegige Trekkingtouren mit weiteren Zeltnaechten wie oben beschrieben verbrachten, versteht sich von selbst.

Wir zogen weiter nach El Bolson, wohnten in liebevoll zusammengezimmerten Holzhaeuschen bei Augustin, einem der letzten Hippie-Ueberlebenden, die sich diesen Ort als Zufluchtsort ausgesucht haben und ihn sogleich zur atomfreien Zone erklaerten. Esquel und Trevelin lagen auf dem weiteren Weg. Walisisch gepraegt und nahe des Nationalparks Los Alerces gelegen. Alercen sind eine Koniferenart, die bis zu <metricconverterw:stonproductid70 Meter>70 Meter hoch wachsen und dabei ein Alter von bis zu 3.000 Jahren erreichen. Sie zaehlen somit zusammen mit den Araucarien, die auf der chilenischen Seite wachsen und den kalifornischen Mammutbaeumen zu den aeltesten Bauemen der Erde. Ihre spinnenbeinartigen Aeste verleihen ihnen ein putziges Aussehen. Trekking und Zelten am See – klar, oder?

Futaleufu heisst der erste Ort auf der chilenischen Seite, den wir erreichten. Futa – was? Wer jetzt denkt, niemand kenne dieses Kaff, irrt gewaltig. Obwohl es hier keine asphaltierten Strassen mehr gibt und die Haeuser aus Holzresten zusammengenagelt dem patagonischen Wind raetselhaft widerstehen, ist Futaleufu mit seinem gleichnamigen Fluss bei Raftern bestens bekannt, gilt es doch als eines der weltbesten Wildwasserreviere.

Chaiten erreichten wir per Anhalter. Busse fuhren erst drei Tage spaeter. Chaiten war Basis fuer den Parque Pumalin. Die Geschichte dieses Privatschutzgebiets von knapp 400.000 Hektaren ist einzigartig und nachahmenswert. Wie der Mitgruender von Esprit und The North Face namens Tompkins diesen Urwald rettete und weiter retten will, liest man am besten selbst nach unter www.pumalinpark.org . Dass es ein gemaessigter REGEN-Wald ist, bekamen wir deutlich zu spueren. Zelten war nicht mehr ganz so idyllisch. Goretex XCR, Event oder sonstwelche supermoderne Gewebe erreichten ihre Grenzen und zeigten uns unsere. Dennoch wuerden wir in diesen Maerchenwald immer wieder zurueckkehren – bei jedem Wetter!

Der Weg nach Puyuhuapi, einem Dorf von vier Pionieren aus dem Sudetenland gegruendet, war eine spektakulaere Fahrt durch Urwaelder, hinter denen vergletscherte Gipfel aufragten, unzaehlige Wasserfaelle zu Tal stuerzten und entlang wilder Fluesse. Nur 3 oder 4 Orte lagen auf der ueber <metricconverterw:stonproductid200 km>200 km langen Strecke auf der Carretera Austral. Nach Kaffee und Kuchen auf ganz und gar deutsche Art, ging es weiter nach Sueden.

Am Trampen fanden mehr und mehr Gefallen. Zum einen reisten wir so schneller, zum Nulltarif, lernten ausserdem nette Menschen kennen und bekamen viele Gelegenheiten zu Fotostopps.

Erst nach dem grossartigen Trekking in der bizarren Felswelt des Cerro Castillo wurden wir mangels Strassenverkehr mit Wartezeiten auf die Probe gestellt. Da nimmt man gern einige staubige und zugige Stunden auf der Ladeflaeche eines Pickups in Kauf, durchgeruettelt vom flotten Fahrstil des hollaendischen Paerchens, aber gluecklich die faszinierende Bergwelt Zentralpatagoniens fensterlos mitzuerleben.

Auch nach einer unverhofften, weil unvermeidlichen Nacht in einem 260 Einwohner Ort (Puerto Bertrand) von einem LKW-Fahrer mitgenommen zu werden, ist eine ganz spezielle Erfahrung…

 Flug ueber Patagonien - 27.12.07

Nach einigen Wanderungen um Villa O´Higgins, das sich laut Internetseite www.villaohiggins.com nicht von ungefaehr im Paradies waehnt, kamen wir wieder im ungewohnt geschaeftigen Coyhaique an, mit 40.000 Einwohnern die Metropole chilenisch Patagoniens. Unser Weg hierher war dabei einer der ganz besonderen Art: Ca. 560 km flogen wir in einer winzigen Sechssitzer-Maschine ueber diese Welt aus Eis und Fels. Nirgends eine Stelle zur Notlandung, ganz der 30 jaehrigen Erfahrung des Piloten und dem juengeren Datum der Maschine vertrauend. Und das war leider bitter noetig. Nach Tagen voller Sonne und Hitze, die nur diese fiesen Riesenpferdefliegen namens Tabanos zu stoeren versuchten, hatten wir am Abflugtag starken Wind und einen voellig zugezogenen Himmel, der die Sicht auf alle Berge nahm. Nicht gerade die besten Voraussetzungen fuer unseren ersten Flug in so einem Propellerflieger.
Aber es gab kein zurueck und wir kletterten mutig ueber die Tragflaeche auf unsere uns zugewiesenen Sitze und hoben ab.
Voellig ueberwaeltigt, was da knapp unterhalb der duesteren Wolken erschien, vergassen wir zunaechst alle unguten Gefuehle.
Die ersten Turbulenzen und der Aufschrei des 10-jaehrigen Maedchens hinter uns holten uns aber hastig in die Wirklichkeit zurueck. Der Flieger wurde geruettelt und geschuettelt, Fluegel wippten staendig auf und ab. Luftloecher und Absacker waren so stark, dass Andreas mit dem Kopf an die Decke knallte. Beate holte sich ihr rudimentaeres Wissen ueber Scherenwinde und verschiedene Windsysteme von der Paragliding-Ausbildung ins Gedaechtnis zuruck, was aber ueberhaupt keine Beruhigung brachte…
Die ganzen Gletscher und Berge sahen jetzt irgendwie viel bedrohlicher aus, waehrend sich der Pilot nur laechelnd umdrehte und uns die Namen einiger Seen und Gletscher nannte und uns aufmunternd “Relax!” zurief. Denn er musste gegen den Motorenlaerm anbruellen, blieb aber gelassen. Nur als das Maedchen bei einem starken Abscker zu laut aufschrie, stauchte er sie zusammen. Andreas hielt also mit zwei chicas Haendchen, um uns und sich selbst etwas zu beruhigen.
Etwa auf halber Strecke wurde es, wie angekuendigt, besser, wir hoben ueber die Wolken ab und sahen leider nur noch wenig von dieser atemberaubend schoenen Landschaft unter uns. Doch wenn die Wolken mal den Blick freigaben, auf die Seen und Bergspitzen, war es wie im Traum. Erinnerungen an die teilweise muehsamen aber spannenden Trampertage schossen durch den Kopf. Die Stunden auf den Pickups ueber staubige Pisten, die wir uns bis Villa O´Higgins quaelten und doch so genossen und niemals vergessen werden. Die Treks in den Bergen, die wir nun ueberflogen. Wochen in einer fast menschenleeren, unberuehrten und einmalig schoenen Natur, egal ob man sie von unten oder von oben betrachtet.
Nach 80 Minuten war der aufregenste Flug unseres Lebens vorbei, auch das Maedchen hat es geschafft und unsere Schweissperlen versiegten. Sicher und sanft setzte Don Carlos das Modellflugzeug auf die Landbahn des Aerodroms von Coyhaique und fuhr auch noch selbst den Van mit uns in die Stadt, ehe wir uns Haende schuettelnd verabschiedeten.

Noch etwas mehr Patagonien - 28.12.07 bis 09.01.08

Wir fluchten ueber die chilenische Gleichgueltigkeit und Wortkargheit als sie unseren Plan, von Chacabuco nach Chiloe per Faehre zu reisen, platzen liessen, indem sie uns am Tag der Abfahrt um 12:00 Uhr verrieten, dass Tickets nur zwischen 8 und 10:00 Uhr verkauft werden. Wir hatten extra mehrfach angerufen, um zu erfahren, wie man ein Ticket bekommt. Meist sagen Chilenen aber nur Si oder No. So war es auch am Silvestertag, als wir - nachdem wir also die ganze Carretera Austral bis Chaiten wieder zurueck gefahren sind und von dort eine Faehre nach Puerto Montt genommen haben - den wohl langweiligsten Jahreswechsel aller Zeiten erlebten. Zugegeben tolles Feuerwerk vor grossem Publikum, was sich da in Frutillar abspielte. Dazu ein toller Hintergrund mit einem grossen See und dem Vulkan Osorno. Doch leider kamen die Leute nur zu diesem Feuerwerk und stoben danach davon animiert sofort wieder auseinander. Es gab weder Getraenkebuden, noch etwas zu Futtern. Nur unsere Herbergsmutter rettete unsere Absicht, mit Sekt anstossen zu koennen und lud uns sofort zu ihrer kleinen Familienfeier ein. Nunja, unter Feiern verstehen wir und erst recht wohl alle uebrigen Suedameirkaner etwas anderes, aber immerhin erhielten wir einen freundlichen Einblick in die ruhige Feierkultur Chiles.

Januar 2008

Zurueck gings nach Argentinien. Eigentlich waren wir ja schon in und um San Martin de Los Andes. Aber warum nicht nochmal hin, wenn es dort so schoen ist? Und zudem gab es noch die 7 Seen, an der Strasse von Villa La Angustura und San Martin und ausserdem stand da noch dieser hoechste der Vulkane der Umgebung - der Lanin, auf den Andreas noch unbedingt rauf musste.

Der Aufstieg lief auch ganz nach Plan. 8:55 Uhr stand Andreas mit einem belgischen Paerchen und Jason aus England, zufaellig auf der Fahrt zum Berg kennengelernt, auf dem vergletscherten Gipfel des 3.776 Meter Brockens. Von dort kann man, weil hoechster Berg der Umgebung, ueberall hinschauen, auch auf den Vulkan Llaima, der kuerzlich Regung zeigte und einmal eine Aschewolke ausspie. Mehr Spektakel bot der aber nicht. Ansonsten ist der Lanin nicht schwer zu besteigen, kann aber nicht nur fuer ungeuebte Berggeher eben gefaehrlich werden, besonders beim Abstieg. Leider brach sich Jason beim steilen Abstieg den Knoechel. Dumm war dabei, dass wir noch auf ca. 3500 Meter Hoehe waren. Wir haben ihn dann zu dritt etwa 500 Hoehenmeter runtergezogen in furchtbarem Gelaende mit losem Lavageroell im Steilhang. Das Schlimmste dabei: staendig Steinschlag von den Antibergsteigern, die da unterwegs sind. Durch den Schnee konnten wir ihn auch nicht mehr ziehen, sondern mussten tragen, da der Schnee total wellig wurde durch die Sonne und richtig hohe zackige Kaemme bildete. Irgendwann kam dann Hilfe fuer die letzten 500 Hoehenmeter bis zu einem Refugio, wo dann ein Hubschrauber kam. Stand dann auf der Titelseite der Lokalzeitungen. Schon zwei Tage spaeter hatte Jason seinen Humor wieder, als wir in Junin auf dem Campingplatz eine After-Rescue-Parrillada veranstalteten. Auf das sein Gips bald abkommt. Gute Besserung von hier!

Abschied

Februar 2008: Jede Reise ist irgendwann zu Ende. Beinahe erhielt unsere Südamerika-Tour eine Verlängerung, da die südamerikanischen Fluggesellschaften nicht ganz so zuverlässig agieren wie man das aus Eurpoa kennt. So genossen wir statt drei Tagen Strand auf Isla Margarita die Vorzüge eines 4-Sterne-Hotels in Buenos-Aires, auf Kosten von Aerolineas Argentinas, versteht sich. Statt in karibische Gewässer tauchten wir umso tiefer in die günstigen Shopping-Malls der argentinischen Hauptstadt, kleideten uns neu ein, genossen das pittoreske Leben San Telmos und nahmen langsam Abschied dort vom Kontinent, wo wir auch am längsten waren. Unsere Rückkehr ist nur eine Frage der Zeit ins geliebte Südamerika!

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